Varieté
Varieté
Deutschland 1925, 95 Minuten
VARIETÉ ist ein Klassiker des deutschen Stummfilms, der in die Filmgeschichte wegen seiner spektakulären Aufnahmen in der Kuppel des ‚Wintergartens‘, dem größten Berliner Varieté der 1920er Jahre, eingegangen ist. Der Film erzählt von der unglücklichen Liebe eines Trapezartisten zu einer jungen Frau. Die neue Orchestermusik stammt von der australischen Komponistin Elena Kats-Chernin (*1957), die viele Ballett- und Bühnenmusiken (u.a. für Schauspiel Bochum und Burgtheater Wien) geschrieben hat und die sich für diesen Film mit seinen virtuos montierten Varieté-Aufnahmen besonders empfiehlt.
Der frühere Trapezkünstler Huller sitzt wegen Mordes seit 10 Jahren im Gefängnis. Er hat die Chance auf eine Begnadigung und muss dafür seine Lebensgeschichte erzählen: Huller konnte durch einen Unfall vorübergehend nicht mehr auftreten, er schlug sich mit Frau und Kind als Schaubudenbesitzer auf St. Pauli durch. Matrosen bringen ein attraktives Mädchen zu ihm, sie tritt als Tänzerin bei ihm auf. Huller verliebt sich in die verführerische Berta-Marie und verlässt für sie seine Familie. Beide finden ein Engagement im renommierten Berliner Varieté Wintergarten, dort feiern sie mit dem Artisten Artinelli als Trio große Erfolge. Als Huller erfährt, dass Berta-Marie ihn mit Artinelli betrügt, tötet er ihn und stellt sich der Polizei.
VARIETÉ gehört zu den schönsten Filmen des deutschen Stummfilmkinos – spektakulär an Original-schauplätzen gedreht und spannend inszeniert. Legendär sind die Aufnahmen im Varieté Wintergarten,, gedreht von den führenden Kameramänner der damaligen Zeit: Carl Hoffmann, Robert Baberske und Karl Freund, der in dem kurz zuvor entstandenen Filmklassiker DER LETZTE MANN von F. W. Murnau die Technik der "entfesselten Kamera" entwickelt hatte. Mit Emil Jannings und Lya de Putti wirkten die zu ihrer Zeit prominentesten deutschen Schauspieler mit. Der Film ebnete ihnen, wie auch Regisseur E. A. Dupont, den Weg nach Hollywood.
Die in Usbekistan geborene und in Deutschland ausgebildete Komponistin Elena Kats-Chernin schreibt ihre Musik für die Besetzung des WDR Funkhausorchester. Sie ist auch musikalisch eine Kosmopolitin und schreibt eine polystilistische Musik, die sich durch starke Rhythmisierung und farbige Instrumentierung auszeichnet. Mit ihrem Faible für Bühnen- und Ballettmusik hat Elena Kats-Chernin ein besonderes Talent für Stummfilmmusik, das sie schon bei drei Stummfilmklassikern (‚Menschen am Sonntag‘, ‚Abwege‘, ‚Der Fuhrmann des Todes‘) erfolgreich unter Beweis stellte.
VARIETÉ
Filmmusik für Orchester (2022) zum gleichnamigen Film von 1925 von by E. A. Dupont.
Dauer: ca. 95 Minuten
Besetzung:
2.2.2.2 – 4.3.3.0 – Pauken, 3 Schlagzeug – Harfe, Klavier – Streicher (10.8.6.5.4)
Schlagzeug 1: Cymbals - suspended and unsuspended Hi-hat, Bass Drum, Tambourine, Maracas, 1 or 2 Log Drums, Snare Drum, Guiro, Triangle, 2 High Toms or bongos Tam-tam, 2 Wood blocks, Metal Wind Chimes, Sand Blocks (or cabassa), Timbales,Flexatone
Schlagzeug 2: Hi-hat, 2 Toms, 2 Cowbells, Triangle, Clap castagnets, Cymbals, 2 Wood blocks, Tam tam, 2 High drums, 2 Temple blocks, 2 Brake drums, Guiro, Metal Wind Chimes. Broken ceramic cups - for effect of crushing down crockery Pots and pans, Snare Drum, Crash Cymbals, Tambourine, Maracas, Cabassa
Schlagzeug 3: Triangle, Vibraphone - mallets, clusters with claves, bowed with double bass bow Glockenspiel Tubular Bells, Xylophone, Tambourine, Maracas, Ratchet
Musikverlag: © 2023 Boosey & Hawkes Bote & Bock
Verleih durch 2eleven edition musiQ
Ewald Andreas Dupont (1891-1956) wuchs in Berlin auf. Sein Regie-Debut gab er 1918 mit der 12-teiligen Max-Landa-Detektivserie. Ab 1920 realisierte er bei der Gloria-Film GmbH ab 1920 neun Filme, darunter DER WEISSE PFAU (1920), DIE GEIER WALLY (1921) oder DAS ALTE GESETZ (1923, mit Ernst Deutsch und Henny Porten). 1924 betreibt Dupont für eine Saison ein Varieté in Mannheim, das künstlerisch erfolgreich, finanziell ein Reinfall ist. 1925 entsteht sein berühmtester Film, VARIETÉ, der in Europa und USA zu einem großen Erfolg wird.
Dieser Erfolg sichert Dupont einen Dreijahresvertrag bei der Universal in Hollywood und ab 1928 einen Vertrag mit British International Pictures (BIP). Hier inszeniert er MOULIN ROUGE mit Olga Tschechowa, einem weiteren Film im Artistenmilieu des Varietés. PICADILLY (1928) ist Duponts letzter Stummfilm. Seine ersten Tonfilme, ATLANTIC, TWO WORLDS und CAPE FORLORN dreht er für die BIP in jeweils drei Sprachen: englisch, französisch und deutsch. Regisseur Ewald André Dupont zählt zu den größten Regiebegabungen des Weimarer Kinos und war zu seiner Zeit so prominent wie Lang oder Lubitsch. Die erzwungene Emigration stürzt Dupont in eine tiefe Krise. Er hat kaum noch Regie-Aufträge und stirbt verarmt 1956 in Hollywood.
Elena Kats-Chernin ist eine der führenden Komponistinnen Australiens. Ausgebildet in Moskau, Australien und Deutschland hat sie sich einen ganz eigenen unverwechselbaren Stil erarbeitet. Das vielfältige Werk umfasst Opern, Orchesterwerke, Kammer- und Solostücke sowie Musik für Tanz, Film und Theater. Zu den Interpreten gehören das Ensemble Modern, die Bang on a Can All-Stars und das Sydney Symphony Orchestra
Credits
- Regie, Drehbuch:
E. A. Dupon - Musik (2022):
Elena Kats-Chernin - Darsteller:
Emil Jannings (Huller), Lya de Putti (Berta-Marie), Warwick Ward (Artinelli), Georg John (Seemann), Kurt Gerron (Hafenarbeiter) - Musikproduktion:
Thomas Schmölz, 2eleven music film