Blind Husbands

USA 1919, 100 Minuten | HD-s/w-restaurierte Fassung

In seinem Debutfilm liefert Erich v. Stroheim gleich alles, was ihn später als ‚man you love to hate‘ legendär machte: eine spannende Geschichte um einen Hochstapler und vermeintlichen Offizier (gespielt vom Regisseur selbst), der die Treue einer gelangweilten Ehefrau auf die Probe stellt und dabei auch andere Frauen unglücklich macht. Ein brillant inszeniertes Drama in den Bergen und Farce auf die bürgerliche Ehe.


Der US-amerikanische Arzt Dr. Armstrong verbringt mit seiner Frau die Ferien in den Dolomiten. Im selben Hotel steigt auch Erich von Steuben, ein österreichischer Offizier und Frauenheld ab. Schon auf der Hinfahrt erkennt von Steuben, dass Armstrong seine Frau vernachlässigt. Kaum in Cortina angekommen, beginnt von Steuben, sie zum umgarnen. Gleichzeitig macht er sich auch an Dienstmädchen des Hotels heran.

Beinahe erliegt Frau Armstrong den Avancen, aber Sepp, ein mit Armstrong befreundeter Bergführer, stellt sich den Absichten von Steubens mehrfach in den Weg. Schließlich teilt Frau Armstrong von Steuben in einem Brief mit, dass sie ihrem Mann die Treue halten will.

Als der Arzt und der Offizier gemeinsam einen Berg besteigen, kommt es auf dem Gipfel zur Eskalation zwischen beiden Männern. Armstrong fällt der Brief seiner Frau in die Hände. Er missversteht den Inhalt und glaubt, es gebe eine Affäre zwischen seiner Frau und von Steuben. Er zerschneidet wütend das Seil zwischen ihm und dem Offizier. Er lässt ihn allein zurück und steigt ins Tal ab. Auf halbem Weg findet er den Brief seiner Frau an von Steuben, den dieser zuvor heruntergeworfen hatte und erkennt seinen Irrtum. Armstrong verunglückt am Felsen. Als er von örtlichen Bergsteigern gerettet wird, bittet er sie, von Steuben vom Gipfel zu holen. Von Steuben, der zuvor mit seinen bergsteigerischen Heldentaten geprahlt hatte, gerät unterdessen in Panik und stürzt in die Tiefe, während ein Trupp zu seiner Rettung aufsteigt.

Blind Husbands war bereits zu seiner Zeit ein großer Kino-Erfolg und begründete Erich v. Stroheims Rang als einer der bedeutendsten Regisseure des amerikanischen Stummfilmkinos. Unter dem Titel ‚The Pinnacle‘ hatte er das Drehbuch dem Universal Chef Carl Laemmle angetragen. Schon hier tauchen die Motive seiner späteren Filme auf: die Dekadenz der k.u.k. Monarchie, Kritik an der bürgerlichen Familie und eine für die damalige Zeit ungewöhnlich offen gezeigte Darstellung erotischer Sehnsüchte und Frustrationen. Stroheim inszenierte unsentimental und provozierte von Anfang an mit der für ihn einzigartigen Mischung von Realismus und ironischer Zuspitzung, für die er selbst in der Rolle des betrügerischen Offizier von Steuben einstand.

Im Auftrag von Wiener Konzerthaus, Elbphilharmonie Hamburg und ZDF in Zusammenarbeit mit Arte schreibt der in Basel lebende Komponist Andreas Eduardo Frank eine neue Filmmusik für Ensemble.

Uraufführungspremiere im Wiener Konzerhaus ist für den 04. Oktober 2021 geplant.

Blind Husbands

Filmmusik für Ensemble von Andreas Eduardo Frank (2021)

Besetzung:

1 Flöte/Picc./Bassflöte, 1 Oboe/engl. Horn, 1 Klarinette/Bassklarinette,          1 Trompete, 1 Klavier (inside playing)/Bandoneon/Toypiano, 1 Gitarre/Banjo/Resonatorgitarre, 1 Schlagzeug, 1 Violine, 1 Viola, 1 Cello, 1 Kontrabass

Die längste erhaltene Fassung des Films stammt aus Österreich und war 1921 unter dem Titel Die Rache der Berge in die Kinos gekommen. Diese Version ist die Grundlage der aktuellen 4K-Restaurierung des Österreichischen Filmmuseums, wo diese Fassung mit den amerikanischen Originaltiteln ergänzt wird.

Der 1987 geborene Komponist, Medienkünstler und Performer Andreas E. Frank (*1987) studierte an der HfM Würzburg Gitarre und Komposition sowie am elektronischen Studio der HfM Basel. In seinen Werken arbeitet er an der Schnittstelle zwischen real und virtuell, Musik und Performance, Video und Theater. Die Zusammenarbeit mit Künstlern anderer Disziplinen führte zu zahlreichen internationalen Aufführungen in Europa, Asien und USA. Andreas Frank wurde mehrfach für sein Schaffen ausgezeichnet, war Stipendiat der Akademie Musiktheater Heute (15-17) und Preisträger des Protonwerks-Nr. 6,  wurde für das MATA Festival 2018 in New York nominiert und erhielt 2020 den Kompositionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart.

Erich von Stroheim (geboren als Erich Oswald Stroheim; * 22.09.1885 in Wien; † 12.05.1957 bei Paris) In den 1920er Jahren gehörte er mit Filmen wie Greed, The Merry Widow oder Wedding March zu den führenden Regisseuren in Hollywood. Seine notorische Missachtung von Drehplänen, Etatvorgaben und Zensurbestimmungen führte dazu, dass fast alle seine Filme gekürzt wurden  oder dass ihm die Regie entzogen wurde. Heute existiert keiner seiner Filme in der ursprünglichen Fassung. Nach 1933 wurde er nicht mehr als Regisseur beschäftigt und arbeitete wieder als Schauspieler. In Filmen wie Die große Illusion oder Sunset Boulevard hatte er als Darsteller großen Erfolg, trat aber auch in zahlreichen B-Movies auf.


Credits

  • Regie und Drehbuch:
    Erich von Stroheim
  • Kamera:
    Ben F. Reynolds 
  • Darsteller:
    Sam De Grasse (Dr. Robert Armstrong), Francelia Billington (Margaret Armstrong, seine Frau), Erich von Stroheim (Lt. Erich von Steuben), T. H. Gibson-Gowland (Sepp, Bergführer) u.v.a.
  • Restaurierung (2021):
    Österreichisches Filmmuseum
  • Musik (2021):
    Andreas Eduardo Frank (Auftragswerk von ZDF in Zusammenarbeit mit Arte)
  • Redaktion:
    Nina Goslar
  • Produzent:
    Thomas Schmölz (2eleven music film)

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